VonCarsten Kurtz

10 Thesen zum Thema Bischofsamt in Bayern 2023 von Prof. Johanna Haberer

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Einleitung:
In Japan stehen die Organigramme einer Firma oder einer Organisation – von unserer Perspektive aus gesehen – auf dem Kopf. Der Leitende bzw. die leitende Ebene arbeitet all denen zu, die „am Kunden“ für den Erfolg des Unternehmens entscheidend sind. Ganz unten in umgekehrter Pyramide ist die Unternehmensleitung dargestellt und dann die leitenden Mitarbeiterinnen. Alle, die leiten arbeiten den wichtigsten Menschen zu, denjenigen, die die Arbeit bei und mit den Menschen machen. Dieses „Unternehmensmodell“ ist ganz schön jesuanisch: „Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht.“

  1. Ganz schön jesuanisch und ganz schön evangelisch! Die Bischöfin hat mit ihrem Team und der Synode dafür zu sorgen, dass die Versorgung der vielen Menschen, die nach spirituellen Erfahrungen und orientierenden Worten lechzen, „ankommt“, dort wo die Arbeit gemacht wird.
  2. Das bedeutet, dass eine bayerische Bischöfin in neuer Weise die Gemeinden in den Blick nehmen sollte und die Pfarrerinnen, Diakone, die Religionspädagoginnen und Kindergärtnerinnen, die Musikerinnen und die Pfleger in der Diakonie. Sie tragen das Evangelium in die Fläche, sie stehen mit ihrer täglichen Existenz für die Bewährung der geistlichen Gedanken.
  3. Das Bischofsamt hat im evangelischen Sinne einen stark repräsentativen Charakter, d. h. die Bischöfin oder der Bischof benötigt in digitalen Zeiten ein angemessenes Konzept für Öffentlichkeitsarbeit und Publizistik.
  4. Dazu gehört eine flächendeckende Einführung bzw. Ausbildung für Mitarbeitende im Zusammenhang mit digitaler Kommunikation, damit die Arbeit der ChristInnen in Kirche und Diakonie transparent gemacht werden kann.
  5. Natürlich wird auch die Bischöfin von den unterschiedlichen Medien – Print, Rundfunk, online – medial inszeniert. Natürlich muss er oder sie auch einem eigenen Stil der „Inszenierung“ des leitenden Amtes in den sozialen und den traditionellen Medien finden, zugleich hat die mediale Inszenierung nur Kraft und Bedeutung, wenn sie einen Verweischarakter in Szene setzt.
  6. Der Verweischarakter medialer Inszenierung durch die Bischöfin zielt auf die Christinnen und Christen, die die Kirche tragen und er zielt auf die Botschaft von der Gottesliebe und der Menschenliebe. Dieser Verweischarakter sollte der entscheidende Teil der unausweichlichen medialen (Selbst)inszenierung sein.
  7. Die evangelische Bischöfin bzw. der evangelische Bischof wird auch und gerade unter dem Druck medialer Personalisierung darauf achten, dass die Unterschiede zwischen evangelischer und katholischer Auffassung zu den kirchlichen Ämtern in der gesellschaftlichen Öffentlichkeit deutlich wird.
  8. Es gilt bei der kraftvollen Unterstützung aller ökumenischer Bemühungen in den Gemeinden und bei allen z. B. friedenspolitischen Schulterschlüssen mit der katholischen Kirche, die systemischen Unterschiede gerade in der Ämterlehre öffentlich zu machen. Es gilt zu vermitteln, dass die katholische Auffassung vom „besonderen Menschen“ im priesterlichen Amt und die Auffassung des katholischen bischöflichen Amtes einer der unüberwindlichen Gräben zwischen der katholischen und der evangelischen Ämterlehre ist.
  9. Ein Bischof, eine Bischöfin wird auf die Mediatisierung der Gesellschaften mit gesamtkirchlich getragenen publizistischen Strategien reagieren und damit der Marginalisierung christlicher Institutionen in den digitalen Öffentlichkeiten entgegenstehen. Dazu bedarf es einer gesamtkirchlichen inhaltlichen und finanziellen Kraftanstrengung.
  10. Ein Bischof, eine Bischöfin wird – auch mit Hilfe medialer Strategien – die Wahrnehmung der Gemeinschaft der Christen in der Welt weiter fördern und die globale Vernetzung der Christen, die weltweite Ökumene als eine gesamtkirchliche Aufgabe stärker ins Bewusstsein rücken.
VonCarsten Kurtz

10 Thesen zum Landesbischofsamt von Prof. Dr. Barbara Städtler-Mach

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  1. Die Inhaberin des Landesbischofsamts1
    leitet und repräsentiert die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern nach innen und nach außen. Sie stellt damit persönlich und medial wahrnehmbar das „Gesicht“ unserer Landeskirche dar.
  2. Die Landesbischöfin ist auf der Arbeits- und Entscheidungsebene mit den anderen (kollegialen) Leitungsorganen unserer Landeskirche kooperativ verbunden. Zugleich ist sie aufgefordert, eigene Stellungnahmen zu formulieren, persönlich und theologisch glaubwürdig Positionen zu wichtigen Themen und Fragestellungen zu beziehen.
  3. Dabei kooperiert sie mit den zuständigen Abteilungsleitungen/OKRs, die das jeweilige Fachwissen mit einbringen und die Landesbischöfin bei ihren Entscheidungen beraten (z.B. RU, assistierter Suizid, Sterbehilfe, Corona-Beschränkungen).
  4. Bei der Amtsführung wird die Landesbischöfin auf der Arbeitsebene von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landeskirchenamts unterstützt. Diese Arbeitsebene und die damit verbundene Struktur einer Behörde darf die persönliche Ausstrahlung und Wahrnehmung der Landesbischöfin nicht dominieren.
  5. Das Amt der Landesbischöfin ist ein Pfarr-Amt. Die Kommunikation mit den Pfarrerinnen und Pfarrern der ELKB ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Landesbischofsamts. Sie kann auf der Arbeitsebene an die Regionalbischöfinnen und Regionalbischöfe delegiert, aber dadurch nicht ersetzt werden.
  6. Ebenso steht die Landesbischöfin mit anderen Berufsgruppen der ELKB in einer Regelkommunikation. So sollte die Landesbischöfin mit Religionspädagoginnen, Kirchenmusikerinnen, Diakoninnen etc. mindestens zweimal jährlich in einem offenen Austausch treten, um die jeweilige Lebenslage und die Problemanzeigen wahrnehmen zu können. Das gilt insbesondere für Vertreterinnen der Diakonie Bayern.
  7. Das Gleiche gilt für die Mitglieder der Landessynode und die Kirchengemeinden. Neben den Regeltreffen der Landessynode und bestimmten Ereignissen der Kirchengemeinden (Jubiläen, Einführungen, Verabschiedungen etc.) zeigt die Landesbischöfin Präsenz und Wahrnehmungsbereitschaft, um der „Basis“ der ELKB zu begegnen und sich von deren Anliegen berichten zu lassen.
  8. Die Landesbischöfin nimmt die Möglichkeiten geistlich-spiritueller Äußerungen und Begleitung der kirchlichen und gesellschaftlichen Ereignisse wahr. Dabei bedient sie sich neben Predigten und Gottesdienstgestaltung auch moderner Medien wie Social Media, Podcasts etc.
  9. Das Amt der Landesbischöfin sieht eine Verantwortung bei der Gestaltung des öffentlichen Lebens vor. Diese Verantwortung nimmt die Landesbischöfin in regelmäßigen Kontakten zu Vertreterinnen der bayerischen Staatsregierung, zivilgesellschaftlichen Gruppen und Akteuren gesellschaftlicher Aufgaben und in öffentlichen Stellungnahmen wahr.
  10. Auf EKD-Ebene wie auch in der weltweiten Kirche kooperiert die Landesbischöfin mit den Bischöfinnen und Bischöfen anderer (Landes)Kirchen.
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    Im Weiteren: die Landesbischöfin usw.. Männliche Funktionsträger sind im gesamten Text immer mit gemeint.

(Der Artikel ist aus redaktionellen Gründen um 1 Jahr zurück datiert!)

VonCarsten Kurtz

Thesen zum Bischofsamt von Prof. Dr. Sonja Keller (Augustana-Hochschule)

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Das evangelische Bischofsamt hat ein Bischof/eine Bischöfin inne:

  1. Ein Bischof/eine Bischöfin imaginiert verfasste Kirche in vielerlei Gestalt.
  2. Ein Bischof/eine Bischöfin weiss um die Kraft der Bilder und inszeniert Kirche in vielfältigen öffentlichen Kontexten.
  3. Ein Bischof/eine Bischöfin leitet und stört Besprechungen und Prozesse.
  4. Ein Bischof/eine Bischöfin lässt sich vom Wort Gottes, dem Bekenntnis und überzeugenden Argumenten leiten.
  5. Ein Bischof/eine Bischöfin wird regelmässig als Theologe/Theologin wahrgenommen, der/die Kirche in theologischen und organisationslogischen Kategorien reflektiert.
  6. Ein Bischof/eine Bischöfin kommuniziert gerne in verschiedenen Sprachspielen.
  7. Ein Bischof/eine Bischöfin interessiert sich für kirchliche Belange vor Ort und weit darüber hinaus.
  8. Ein Bischof/eine Bischöfin stiftet Gemeinschaft; pflegt Netzwerke und sucht neue Allianzen.
  9. Ein Bischof/eine Bischöfin ist Pragmatiker/in und Idealist/in.
  10. Ein Bischof/eine Bischöfin predigt durchaus mit Freude.

(Artikel aus redaktionellen Gründen um 1 Jahr zurückdatiert!)