Dem Bischofsamt kommt ein großes innerkirchliches und außerkirchliches öffentliches Interesse entgegen. Die Bischöf*in weiß sich in die Öffentlichkeit genauso gerufen wie in die Stille.
Die Bischöf*in trägt den Willen in sich, Veränderung zu gestalten. Denn Kirche verändert sich, die Welt verändert sich, der Umgang mit christlichen Traditionen ändert sich. Dazu braucht es eine Person der Kirchenleitung, die visionär in diesen Veränderungsprozessen vorangeht.
Die Bischöf*in ist sprachfähig in Sachen des Glaubens und des Menschseins. Sie weiß um die Vielfalt unserer Welt und findet liebevollen Zugang zum Fragmentarischen in ihr selbst und in der Welt. So gelingt es ihr, sich immer wieder suchend außerhalb vermeintlich sicherer Normalitäten und Konstruktionen zu bewegen.
Die Bischöf*in weiß, dass ihr Amt nicht höher anzusehen ist als jedes andere Amt und jeder andere Dienst an Gott und am Menschen.
Die Bischöf*in ist fähig, Dissense auszuhalten und Konflikte als Chance für Entwicklung zu sehen. Verschiedene Interessen, Meinungen und Anliegen sieht sie als Potenzial für eine vielfältige Kirche.
Die Bischöfin hat eine theologisch fundierte Ausbildung und ist berufen und beauftragt für dieses Amt. Diese ordentliche Berufung muss nicht unbedingt an das Amt der Pfarrerin gebunden sein, sondern kann auch ausgesprochen werden für eine andere theologisch ausgebildete Person, die ein Leitungs- und Verkündigungsamt in dieser Kirche ausfüllen kann.
Die Bischöf*in sieht die verschiedenen Berufsgruppen, Gaben und Dienste als unbedingt nötig und fördert das Miteinander der Berufsgruppen, um Kirche agil und sachgerecht gestalten zu können. Sie weiß, dass für die Leitung einer christlichen Kirche auch pädagogische, diakonische, rechtliche, haushalterische, kommunikative und andere Kompetenzen nötig sind, die sie sich aneignet oder die Expertise einholt.
Die Person im Bischofsamt hat das Zusammenspiel der kirchenleitenden Ämter im Blick und weiß um die hohe Kompetenz der Ehren- und Hauptamtlichen, die dort zusammenarbeiten.
Die Bischöf*in ist eine kritikfähige Person, die weiß, dass Beschlüsse der Kirchenleitung und auch eigene Entscheidungen hinterfragbar sind und manchmal auch hinterfragt werden müssen.
Die Bischöfin lässt sich beraten, selbstverständlich auch von außerkirchlichen Expertinnen, wo immer sie in den Genuss kommt, dass ihr eigenes Erkennen und Verstehen endet.
(Artikel aus redaktionellen Gründen um 1 Jahr zurückdatiert)
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